Hier meine Gedanken dazu, wie ich heute bauen würde:
- Überall extra-tiefe Schalter-Dosen verbauen lassen.
- Falls das heute nicht eh Standard ist: Unter/neben jeden Schalter/Taster gehört meiner Meinung nach eine Steckdose – oder zumindest eine extra leere Dose, die man dann später (selber) bestücken kann.
- Sicherstellen, dass ALLE Verteiler-/Schlauf-/Anschluss-Dosen über Schraub-Deckel frei zugänglich sind. Auf keinen Fall irgendwelche Dosen zu-tapezieren, eingipsen oder ähnliches.
- Sicherstellen, dass genügend gross dimensionierte Leer-Rohre (nimm idealerweise 2-3 Grössen über dem was der Elektriker vorschlägt) für die Elektro-Installation verbaut werden. So bleibst du in Zukunft flexibel und kannst nötigenfalls auch selber Leitungen/Adern einziehen. Auf keinen Fall sollten Leitungen fest verbaut (eingegipst, o. ä.) werden.
- An kritischen Stellen (Übergänge, Knicke, enge Biege-Radien, usw.) in den Leer-Rohren jeweils eine zugängliche Schlauf-Dose einbauen lassen, dann gibts später keine Probleme, wenn man weitere Sachen in die (gross genug dimensionierten) Leer-Rohre (selber) einziehen will.
- Verteiler-/Schlauf-/Anschluss-Dosen u.ä. genügend gross dimensionieren. Idealerweise 2-3 Grössen grösser als der Elektriker vorschlägt.
- Zu jeder Schalterdose sollten vom Hauptverteiler (Sicherungskasten) zwingend L (ungeschaltet), N und PE gezogen werden, so dass man in allen Schalterdosen problemlos Shellys oder andere Aktoren verbauen kann. Idealerweise lässt du aber gerade 5 oder noch mehr Adern einziehen, die du dann später für Smart-Home-Dinge nutzen kannst. Kannst du aber später auch selber machen, wenn grosse Leer-Rohre verbaut sind.
- Sicherstellen, dass von jeder Schalter-Dose zu jeder Leuchten-Anschlussstelle idealerweise 5-6 (mindestens jedoch 4) Adern gezogen werden, das gibt später mehr Flexibilität. Die Extra Adern kann man dann z.B. für einen ungeschalteten L benutzen um einen Shelly in der Leuchte zu verbauen. Oder man nutzt die Extra Adern um 2 bzw. 3 separat geschaltene L bei der Leuchte zu haben. Mit 5 Adern lässt sich auch eine Lichtsteuerung via DALI realisieren.
- Idealerweise erfolgt die "Verbindung" zwischen den Schaltern/Tastern in der Hauptverteilung (Sicherungskasten) über Tastrelais (oder gleich Smart-Home-Komponenten) und nicht über irgendwelche antiquierten Wechsel- oder Kreuzschaltungen.
- Als Schalter/Taster nimmst du idealerweise nur Produkte, die sich einfach zwischen Schalten/Tasten umstellen/umbauen lassen. Sonst musst du später allenfalls viel Material nachkaufen.
- Die Hauptverteilung mindestens 3x so gross dimensionieren wie der Elektriker vorschlägt. (Beim SmartHome kommt der "Appetit mit dem Essen"
- Lass Leer-Rohre zu allen Fenstern und Aussen-Türen (inklusive Balkon- und Terrassen-Türen) ziehen. So kannst du später easy verdrahtete Magnetkontakte für eine Alarmanlage an den Fenstern und Türen einbauen.
- Allenfalls an der Fassade Anschlüsse für Aussen-Signalgeber einer Alarmanlage vorsehen.
- Allenfalls einen Ort (idealerweise ein Raum ohne Aussenwände) vorsehen, wo man eine richtige Alarmanlage unterbringen kann, dorthin die Leer-Rohre zu allen Fenstern/Türen/Aussen-Signalgebern führen.
- Allenfalls an der Aussenwand Anschluss-Dosen mit Netzwerk (oder Leer-Rohren) für genügend Videokameras zur 360°-Aussenüberwachung vorsehen.
- Der Ort der Klingel/Türsprechstelle sollte mit einem dicken Leer-Rohr versorgt werden, so dass man bei Anpassungen des Klingel-/Türsprech-/Video-Systems flexibel bleibt.
- Rolläden/Storen: Unbedingt normale Motoren verbauen lassen und sich keine proprietären "Pseudo-Smart-Home"-Lösungen von Rolladen-/Storen-Herstellern andrehen lassen.
- Falls Dachfenster mit Rolläden geplant sind: FINGER WEG VON VELUX! Velux bietet bei ihren Rolläden überhaupt keine normalen Motoren an (O-Ton Velux Support: "Unsere Fu*k-Lösung hat doch nur Vorteile") und man muss dann immer zu irgendwelchen Behelfs- oder Umbau-Lösungen greifen. Ich hab da wegen diesem Velux-Mist schon zwei total bekloppte Lösungen umsetzen müssen: Zu Hause für jeden Velux-Rolladen eine Extra Velux-Fernbedienung gekauft, aufgeschraubt und die Button-Kontakte auf der Platine fest mit einem Smart-Home-Aktor verdrahtet; das Smart Home simuliert so einen Tastendruck auf der Fernbedienung. Hat sich dann jedoch auch noch rausgestellt, dass Velux es gar nicht mag, wenn das Smart-Home gleichzeitig mehrere Rolläden ansteuern will... 2. Bei einer Mietwohnung die wir vermieten konnte die beauftragte Baufirma leider nur Velux liefern, unser Elektriker hat dann den Velux-Sender (der normalerweise unter einen Taster verbaut wird) und den Velux-Empfänger (der mit dem Rolladen verbunden wird) direkt nebeneinander in die Hauptverteilung eingebaut und gemäss unserem Auftrag Leitungen mit genügend Adern zum Taster und zum Rolladen eingezogen, so dass bei einem späteren Ersatz der Dachfenster/Rolläden ganz normale Motoren verwendet und angeschlossen werden können. Wird dann aber das nächste Mal vermutlich ein Dachfenster von Roto und sicher nichts mehr von Velux.
- In jeden Raum gehören in mindestens zwei diagonal gegenüberliegende Ecken jeweils zwei Netzwerk-Anschlussdosen und jeweils eine Radio/TV/Kabelmodem-Anschlussdose.
- An mindestens einer, idealerweise zwei oder mehr, zentralen (Mitte des Gebäudes) Stellen jedes Stockwerks sollten in der Decke Netzwerk-Anschlussdosen für WLAN Access Points verbaut werden.
- Im Wohnzimmer viele Leer-Rohre mit Blind-Deckeln für die Lautsprecherkabel der Heimkino-Anlage einbauen lassen. (Moderne Systeme haben 11 Lautsprecher + den Subwoofer)
- Im Wohnzimmer Decken-Anschlüsse für den Beamer (Strom, Netzwerk + Leer-Rohr zum Standort der Video-Quellen) und für eine motorisierte Leinwand (Strom, evtl. Netzwerk, Leer-Dose oder Leer-Rohr zur Ansteuerung) vorsehen.
- Idealerweise hast du in jedem Raum auch sehr grosse Leer-Rohre an passender Stelle verbaut, um eine zentrale (Split-)Klimaanlage und in den Räumen die Innengeräte einzubauen. In die Rohre sollten die Steuerkabel sowie Kälteleitungen und Kondensat-Abfluss reinpassen)
- Idealerweise eine grosse, brandfest ausgeführte Steigzone vom Keller aufs Dach bauen lassen für den Anschluss einer Photovoltaik-Anlage. (Irgendwoher muss der ganze Strom für das Smarte Home ja kommen
- Netzwerk-Verkabelung sollte Kat. 8 sein. Vom Elektriker bitte nicht bequatschen lassen, dass Kat. 7 oder 7A "ja auch locker reichen würde". Unbedingt selber prüfen, ob dann auch das verbaut wird, was abgemacht wurde. Idealerweise lässt du dir vom Elektriker schriftlich geben, welches Produkt (Hersteller/Modell/Artikelnummer) er verbauen wird und prüfst dies dann auch nach. Ich habe leider schon zu oft erlebt, dass unfähige Elektriker mir erzählen wollten "aber das Netzwerk geht doch auch mit dem verbauten Kat. 5A"-Kabel, obwohl klar Kat. 7A (Kat. 8 gabs da noch nicht) spezifiziert war.
- Lass dir einen detaillierten Elektro-Plan und ein Schema vor Baubeginn erstellen bzw. geben. Prüfe bei deinen regelmässigen (idealerweise täglichen) Besuchen auf der Baustelle, ob das dann auch genau so umgesetzt wird. Falls du Abweichungen feststellst, SOFORT reagieren!
- Lass Dir die Messprotokolle von allen Netzwerk-Leitungen aushändigen und prüfe diese.
- Lass Dir ein Schema der TV (Koax) Installation aushändigen, wo alle Dosen (und allfällige Verstärker) und die jeweiligen Dämpfungen aufgelistet sind.
- Lass den Bau (ganz allgemein) von einem unabhängigen, von dir direkt beauftragten, Bau-Sachverständigen begleiten und überwachen.
- Lass die Elektroinstallation von einem unabhängigen Elektro-Sachverständigen vor der Abnahme (also vor deiner Abnahme-Unterschrift) begutachten.
Und abschliessend vielleicht noch der Hinweis, dass mir schon klar ist, dass dies alles am Schluss recht teuer werden könnte, wenn man das jetzt alles vollständig umsetzt.
Man muss aber ja auch nicht alles aufs Mal so umsetzen. Ich denke das wichtigste ist wohl, dass man mehr als genügend Leer-Rohre, Anschluss-Möglichkeiten (die zu Beginn auch einfach Blind-Deckel zu Leer-Rohren sein können) und Platz für Verteilungen (die zu Beginn bis auf die Leer-Rohre die an einem zentralen Ort zusammenkommen noch gar nicht in dem Umfang gebaut werden muss) zu den richtigen/wichtigen Stellen zu haben, in welche man später dann die passenden Kabel (selber) einziehen kann.